Family 5 im KKC, Essen, 07.05.2004

ImageAuch ohne viel Publikum können Konzerte richtig gut sein. Das bewiesen Family 5 bei ihrem Auftritt im Essener KKC. Nur knapp 100 Besucher nutzen die Gelegenheit, wichtige Akteure (u.a. Peter Hein, Xao Seffcheque) des deutschen Punk und New Wave live zu erleben. Nach einigen Konzerten 2002 waren Family 5 mal wieder unterwegs, um sich zurückzumelden und schon mal diskret auf das im Sommer erscheinende neue Album hinzuweisen. Schließlich war ja in der Zwischenzeit "Verschwende Deine Jugend" passiert und Peter Hein tourte erfolgreich mit Fehlfarben.

Beim Betreten des KKC ist noch Soundcheck angesagt und die Soundfetzen, die ich höre, lassen in mir die Befürchtung aufsteigen, ich könnte hier falsch sein - auf jeden Fall mal wieder zu früh. Zum Glück war meine Einschätzung bezüglich der Musik total falsch. Das Konzert begann mit einer Family 5 Version von Fehlfarbens "Gottseidank nicht England", d.h. das Stück wurde ergänzt um eine Bläsersektion mit Saxophon und Trompete und bekam somit zusätzlichen Groove. Das Stück ist alt, aber nicht veraltet und gibt den Einstieg auf das was kommen soll. Die Musik versprüht noch die Energie des Auflehnens und der Verweigerung. Punk und New Wave nicht als Klischee, sondern als Geisteshaltung jenseits von Musikgeschmack oder Dresscode. Also das genaue Gegenteil von Bands wie den Toten Hosen, die auch heute noch meinen, mit Stachelfrisuren und albernen bunten Sachen rumlaufen zu müssen. Dabei wirkt das längst nur noch wie eine Art Pflichtuniform, mit der versucht wird, noch eine gewisse Zugehörigkeit zum Punk zu beteuern, während deren Musik längst nur noch Mitgröhl-Proll-Rock ist. Zwischen den Liedern suchte Peter Hein immer wieder den Kontakt zum Publikum, machte zynische Ansagen oder erzählte Mist. Jedoch hatte da seine Band wohl nicht so viel Bock drauf, weil sie ihn oft nicht aussprechen ließen und einfach mit dem nächsten Stück anfingen. Die Musik lässt sich als ein Gemisch aus Punk, Straßensoul, Funk und Ska beschreiben. Die Texte sind durchweg intelligent, aber nicht immer wahnsinnig tiefsinnig. Peter Hein versteht es einfach perfekt, seine Gedanken und Gefühle in einer sehr direkten Art in Texte zu fassen. Neben einem neuen Stück - dem ersten aus der Feder des Saxophonisten - spielten Family 5 noch "Der Schlaf der Vernunft", "Du wärst sogar dabei" und "Grauschleier" von "Monarchie und Alltag". Nach über 90 Minuten war dann Schluss und ich kann mich nur Wiglaf Droste anschließen, der schrieb: "Und wo schon die Zeiten so lausig sind, ist es nicht schlecht, dass ihnen Leute wie Peter Hein und Family 5 kräftig die Sporen geben."


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