Redaktionspoll 2005

Und wieder: Euphorie, Tränen, Spaß, Wut, Kraft, Hass, Rache, Liebe, Trauer und die ganze Palette sonstiger Sinnesverwirrungen. Auch die Redaktion blieb von ihnen 2005 nicht verschont. Ständiger Begleiter dabei: Musik. Hier sind die Top-5 Alben der Redaktionsmitglieder. an jede Wand

Maximo Park - A certain trigger

Ein weiterer Beitrag zur hohen Kunst der britischen Alltagspoesie. Das Leben auf der Insel muss einfach total beschissen sein, wenn alle immer so darüber lamentieren. Aber es macht wohl kreativ und Pomade ins Haar. Deshalb unter die Top 5.

Art Brut - Bang Bang Rock'n'Roll

Die beste Franchise-Idee des Jahres und endlich eine Band, die den Brit-Hype auf die Dreckschippe nimmt.

Chikinki - Lick your ticket

Für den Basslauf auf Bombs und Rupert Browne, den besten Sänger 2005 - irgendwo zwischen David Bowie, Gary Numan, Anthony Kiedis und Peter Gabriel.

Kammerflimmer Kollektief - Absencen

Hat mich auf jeder beruflichen Fahrt nach Kassel gerettet und bewiesen, dass es noch so etwas wie Phantasie auf der Welt gibt.

Cocorosie - Noah's Ark

Die beste Platte 2005, die ich mir nicht gekauft habe. Ich glaub', die is' super.

Platz 1:
Kaiser Chiefs - Employment

Was als Indie anfing, hat sich zum Chart-Rock-Pop entwickelt. Welch Graus! Der genialen Partylastigkeit der einzelnen Lieder ringt das nur ein müdes Lächeln ab. Qualitativ nicht das Beste auf dem Markt - aber von vorne bin bis hinten eine CD mit Fleisch. Mit dem britischen Güte-Siegel - von wegen Gammel. Ein verdienter Preis/Leistungssieger.
Platz 2:
Element of Crime - Mittelpunkt der Welt
Der Nabel der Welt mag zwar nicht in Delmenhorst liegen, eine Flasche Rotwein wird es aber auch bei Getränke Hoffmann geben. Diese beim Hören der CD entkorken und genießen. So wird ein verregneter Herbstabend zur schönsten Angelegenheit der Welt.
Platz 3:
Simple Minds - Black And White 050505
Das Comeback des Jahres. Von vielen gehasst, als billiger Pop abgestempelt und doch ganz groß. Klänge aus den alten Belfast-Tagen, elegische Songstrukturen, ohne zu intellektuell zu wirken. Welcome back, Mr. Kerr!
Platz 4:
Carpark North - All things to all people (Import)
Ein Rundumschlag der Dänen. Die Stücke klingen wie eine Zeitreise durch die alternative Musikgeschichte. Beats von New Order, die Schmachtstimme von A-Ha (autsch!. Ein musikalischer Qualitäts-Brei, zum Reinlegen und Besudeln.
Platz 5:
Jens Friebe - In Hypnose
Seien wir mal ehrlich: Pop-Musik kann auch schön sein. Zumindest wenn uns Herr Friebe ungezwungen vom Kuscheln am Bungeeseil und dem Teilen einer Schachtel Kippen mit seinen Kumpels erzählt. Niemand im deutschen Pop-Underground-Olymp hat es mehr verdient, das Wort "geil" in seinen Songs mit Gefühl zu benetzen. Ganz ehrlich.
Andreas Dorau - Ich bin der eine von uns beiden

Keine Platte hat 2005 mehr Spaß gemacht als "Ich bin der eine von uns beiden". Endlich mal wieder Musik mit der man Freunde schocken kann. Ein klares "ja" zu Discofox ("40 Frauen") und Flipper-Songwriting ("Wir sind keine Freunde")! Wir sehen uns im Sauerlandstern...
Ladytron - Witching Hour
Fast perfekte Mischung aus Elektropop und Wave. Wer die Gitarren und Synthsounds bei "International Dateline" hört, wird verstehen warum...
Pink Turns Blue - Phoenix
Klarer Gewinner im Old-School-Duel gegen "The Editors".
Spillsbury - 2
Vielseitiger als "Raus", aber immer noch voller Energie, Wut und guten Parolen. Und mit "Common Sense" eine echter Lichtblick im November 2005.
Jean Team "Oh Bauer" (12")
2005 war das Jahr des Landwirts. Erst Jeans Teams Weisheiten mit "Oh Bauer" und dann noch RTL mit "Bauer sucht Frau". Da freut sich der Sauerländer...
1. Fat Freddy's Drop: Based on a true story

Musik, wie eine reife Kiwi. Rau, haarig, zuckersüß und manchmal mit härterem Kern.

2. Patrice: Nile Bewusst enttäuschte Erwartungen. Macht den Eindruck, dass dort jemand seinen eigenen Weg geht.
3. Benjamin Zephaniah: Naked
Nackt und richtig angepisst.
4. Damian 'Jr. Gong' Marley: Welcome to Jamrock Großer Wurf von einem, der es zu verstehen scheint, sich nicht nur auf fremden Lorbeeren auszuruhen. Jedoch unter wesentlicher Mithilfe von big brother Stephen.
5. Lyricson: Born 2 go high Französischer Immigrantglobalopop. Läuft unter Umständen vielleicht hoffentlich sogar im Pariser banlieue.
1 aidan baker 'drone four' (track) - die stadt 2x7"+2xcd-r
wenn 'drone four' ein vorgeschmack auf das angekündigte doppel-cd-album von aidan baker auf 'die stadt' ist, dann wird dieses album eine der besten veröffentlichungen dieses genre seit jahren werden (zumindest aber eine der besten in 2006).
2 earth 'hex: or printing in the infernal method' - southern lord 2LP
für mich die perfekte antithese zu country + americana.
3 sleeparchive 'infrared glow' - archive #4 12"
und immer wenn man glaubt, dieses thema bietet nix neues mehr……..
4 mogwai 'government comissions' - chemical underground 2LP
mogwai zeigen uns (und ganz nebenbei der heerschar ihrer epigonen), dass sie es einfach 'raus haben.......ich hoffe dann noch, dass die produktion von 'government comissions' auch sie selbst an stärken erinnert hat, die dann in das gerade aufgenommene neue album einfließen konnten.
5 troum 'nahtscato' - paranoiserecods 12"
 stillstand bei innerer getriebenheit oder rasendes tempo ohne einen millimeter weit zu kommen? troum setzen interessante assoziazionen frei.
1. And You Will Know Us By The Trail Of Dead - Worlds Apart
Es gibt wenige Platten (sehr wenige), die einfach keine Schwächen haben. Das hier ist eine davon. Und sie beantwortet die Frage im Titeltrack "what´s the future of rock'n'roll?" schon selber. Nicht nur 2005 das größte Album, sondern generell ein Meilenstein.
2. Dredg - Catch Without Arms
Nicht mehr so verspielt wie der Vorgänger, dafür aber eingängiger, jedoch ohne an Substanz zu verlieren. Ein Konzeptwerk gebettet in wunderbare Quasi-Popsongs, das seine wahre Magie nach ein paar Durchläufen entfaltet und nicht mehr loslässt.
3. The Arcade Fire - Funeral
Die beste Indie-Platte 2005 (scheiß Wort, aber egal). Seltsam
instrumentiert, ein bißchen exotisch. Auch und gerade in den Texten, die man trotzdem versteht, auch wenn man nicht wirklich zuhört. Das hier wirkt einfach.
4. Bright Eyes - I´m Wide Awake, It´s Morning
Conor Oberst, seines Zeichens größter Songwriter-Genie der aktuellen Zeit. Das ist meine Meinung. Mehr gibt´s auch nicht zu sagen.
5. Kettcar - Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen
Sowas wie die ultimative Zitatsammlung 2005. Für jede Situation findet man hier die passenden Worte. Und passende Musik zum Transport eben jener.