King Banana ist die Royal family - Bananen im Schrebergarten


Die Regensburger Reggaekapelle King Banana hat ein bemerkenswertes Album veröffentlicht. Es heißt Royal family und wird mit Sicherheit in die Musikgeschichte eingehen. Als die CD mit den weltweit kleinstgedrucktesten Rückseiteninfos. "Das Album sollte eigentlich auf Vinyl erscheinen", verriet uns Gitarist Jonesy, "aber als uns dann das Presswerk diese kleinen CDs schickte, waren wir anfangs schon ein bisschen enttäuscht. Du hast schon recht. Aber da wir das Album in Eigenarbeit vertreiben und pressen, mussten wir aus Kostengründen alle wichtigen Infos auf die Rückseite packen. Trotzdem werden wir uns bei der nächsten Pressung bemühen, das Cover zu verbessern."

Gut, dann drücken wir ein Auge zu, denn Autarkie ist unterstützenswert. King Banana regelt alles selbst: "Im Moment liegt alles in unseren Händen. Wir sind derzeit noch auf der Suche nach einem geeigneten Vertrieb und Label. Aber so lange nichts kommt, was uns allen zusagt, konzentrieren wir uns mehr auf Onlineverkäufe und natürlich  den Merchandisestand auf den Konzerten. Man muss heutzutage mehrgleisig fahren, um Platten zu verkaufen. Da wir eine elfköpfige Band sind können wir uns mittlerweile gut organisieren und Aufgaben verteilen." 

Gut. Eine CD ist schließlich nicht zum Lesen da, sondern für's Gehör. Dieses wird sofort mit dem Opener Magic moments umschmeichelt. Er läuft nämlich auf Bob Marleys Heathen-Riddim. Große Schuhe, denk' ich mir oder ist die Hochachtung für den Meister auch 2006 noch ungebrochen? „Everybody loves Bob Marley- everywhere I go it`s the same old story! Natürlich ist Bob Marley immer noch der King of Reggaemusic, und das wird er auch immer bleiben. Als Vorbild würde ich ihn jetzt nicht gerade bezeichnen, da wir unseren eigenen Sound durch viele verschiedene Einflüsse kreieren und nicht die konventionelle Rootsreggaeband sind. Der Song Magic moments hat so perfekt auf den Heathen-Riddim gepasst, dass wir ihn unbedingt noch mal einspielen und für den Song nehmen mussten."

Nein, eine klassische Rootsreggaeband sind die Krummgewächskönige wirklich nicht. Schon an Zwei folgt das sehr, sehr geile Soulreggaestück Sugar. Weiter hinten auf der CD hört man noch Dancehall Einflüsse, z. B. beim Titelstück mit namhafter Unterstützung der ausgewiesenen Dancehaller Mono & Nikitaman. Auch im Reggaeton versucht man sich (Just in time). Kocht da jedes Bandmitglied sein eigenes Vorliebensüppchen oder ist das eine konzipierte Mischung? "Aus dem einen entsteht das andere, würde ich sagen. Fast alle Bandmitglieder haben mehrere musikalische Projekte, die von Reggae, elektronischer Musik, Hip Hop, Soul, Funk bis über Jazz gehen. So kann man nicht mehr sagen, was woher kommt. Hauptsache das Endresultat gefällt dann allen", meint Jonesy.

Doch Roots bleibt präsent. Schließlich gilt Deutschland inzwischen als gutes Rootsreggaepflaster. Selbst jamaikanische Artists voicen inzwischen gern güteüberwachte Rootsriddims aus deutschen Landen. So wie Strangejah Cole, der mit den Bananas auf Peter & Paul zusammenarbeitet. "Wir haben in Deutschland bzw. Europa ein riesiges Potenzial an Artists und Produzenten wie Silly Walks , PowPow Movement oder House of Riddim, die sehr gute Tunes schreiben und produzieren. Ich glaube, dass die Europäer mehr auf Rootstunes abfahren. Den Kontakt zu Strangejah Cole bekamen wir durch unseren Freund Mike Minkner aus Regensburg, der seit Jahren Jamaika besucht und immer wieder Benefizveranstalltungen organisiert, um Geld für Jamaika zu sammeln. Er hat den Kontakt zu Strangejah Cole eingefädelt, und wir sind ihm dafür sehr dankbar, diesen wunderbaren Menschen und Musiker kennengelernt zu haben", seufzt Jonesy.

Es ist kaum zu glauben, wie das vermerkelte Land inzwischen skankt. War das am Karrierebeginn von King Banana vor 11 Jahren nicht anders, wollten wir von den Jungs wissen? "Wir haben uns mittlerweile durch sämtliche Stilrichtungen der jamaikanischen Musik gespielt und sind nun bei Reggae und Dancehall mit verschiedenen Einflüssen gelandet. Das Reggaegeschäft hat sich natürlich in den letzten Jahren stark verändert, da es eine Flut an Bands gibt und im Allgemeinen die Konkurrenz sehr groß und gut ist. An den  Beispielen Seeed und Jan Delay kann man deutlich erkennen, dass sich deutsche Reggaemusik verändert hat und mit anderen Musikstilen gepaart wird."

Mit Seeed haben die Regensburger augenblicklich nur die Mannschaftsstärke gemein. Allein das Erscheinungsbild differiert auffällig. Sehen King Banana doch eher aus wie die Hans-Söllner-Gedächtnis-Elf. Für viel Geld ließen sie sich vielleicht auch in rotseidene Bühnenanzüge stecken. Jonesy ist Feuer und Flamme: "Na klar, gegen viel Geld haben wir nichts, aber die Anzüge müssten schon gelb sein."

Bevor die CD ausläuft, hört man als No. 10 noch das großartige Another place auf dem First sight riddim von PowPow. Am Ende hat die Platte richtig Appetit gemacht und ärgerlich stellen wir fest, dass man auf der homepage vergeblich nach Live-Terminen im Ruhrgebiet sucht. Da haben die Buam und Madels aus dem Süddeutschen wohl Angst vor Kohlenstaub. Oder meinen die, uns abends nicht aus unseren Schrebergärten locken zu können? "Du, meistens gibt es zu wenig Kohle, aber wir könnten ja mit einem Soundsystem-Showcase bei dir im Schrebergarten auftreten." Wenn der gute Jonesy sich da mal nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt hat. Darauf kommen wir noch mal zurück. Die Bananen zwischen Gurken und Tomaten. Was für eine Show! Wer unruhr nicht kennt oder keinen Schrebergarten hat, ist auf die kommenden Reviertermine 2007 angewiesen, die in Kürze auf www.kingbanana.de zu finden sein werden. Verpasst es besser nicht.

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