Fat Freddy's Drop: "Wenn die Pötte kochen, dann..."

Wie gemalt!Seit 10 Wochen stehen sie in ihrer neuseeländischen Heimat an der Spitze der Albumcharts und haben dort inzwischen dreifach Platin erreicht. Der Musik-Express zählte sie zu den Newcomern 2005 und Spex packte die Band auf sein Cover. Logische Folge ist, dass sie nun ein Interview bei unruhr geben. Trumpeto Maestro Tony Chang stand uns Rede und Antwort und verrät, welchen Einfluss geografische Isolation, gutes Essen und Bob Marley auf ein "fat-sounding piece of vinyl" haben können.

Hi Tony, im vergangenen Jahr wart ihr zweimal auf Tour in Deutschland. Ist das deutsche Bild von Neuseeland geprägt durch kleine grüne Früchte und Wynton Rufer? Meint ihr, dass Deutschland eine „Bewusstseinserweiterung“ hinsichtlich Neuseeland benötigt?

Nein, es scheint eine prima Dynamik zwischen Neuseeländern und Deutschen zu existieren. Es gibt eine gute Verträglichkeit der Ideen, auch wenn der Humor in der Übersetzung verloren geht. Zwar gibt es immer eine Kluft zwischen Kulturen und fehlendes Verständnis. Worauf es jedoch ankommt, ist der gute Wille und genau das hat uns das deutsche Publikum entgegen gebracht.

Eure Musik enthält einige wohlbekannte Bestandteile wie Reggae, Soul, Jazz, Blues etc. Trotzdem klingt euer Mix irgendwie "kiwi". Gibt es eine speziell neuseeländische Zutat?

Meiner Meinung nach ist unsere Musik genau aus diesen starken Einflüssen zusammen gesetzt. Das Vermächtnis der Black music wird in ganz Neuseeland geliebt. Die geografische Isolation, die wir genießen, bedeutet, dass wir unsere Inspiration aus internationaler Musik ziehen können, aber nicht an Traditionen oder Grenzen eines Ortes gebunden sind. Unsere Musik kann deshalb eine Kreuzung verschiedener Quellen sein. Sie scheint von Einflüssen aus Übersee gefärbt zu sein, doch die Basis ist meist ursprünglich.

Jamaika ist weit weg. Was ist der Grund für eure offensichtliche Affinität zum Reggae?

In echt!Ich bin mir nicht sicher, woran es liegt, dass Reggae so populär in Neuseeland ist. Vor allem das „Goldene Zeitalter“ der 1970er Roots-Ära ist beliebt. Zurzeit scheint es allerdings, dass die Kiwis verstärkt auf Dancehall und eher moderne jamaikanische Sounds stehen. Der Positivismus und die Spiritualität Bob Marleys hat einen starken Eindruck hinterlassen, als er in den frühen Achtzigern durch Neuseeland tourte [Anm. d. Red.: Unseres Wissens gab Bob Marley sein letztes Konzert in Neuseeland am 16.04.79 in Auckland]. Darüber hinaus hat die Arbeit der Sound Systems gewährleistet, dass Reggae tief im Unterbewusstsein der Neuseeländer verankert ist.

Was ist einfacher: Keyboarder Dobie Blazes Kochkunst mit den verschiedenen Vorlieben der Bandmitglieder hinsichtlich des Essens in Einklang zu bringen oder die Musikgeschmäcker der einzelnen unter einen Hut zu bringen?

Die beiden Beispiele sind miteinander verknüpft. Wenn der Küchenchef ein neues Gericht kreiert, treibt das die Musik zu neuen Höhen und in neue Richtungen. Niemand in der Band übt volle Kontrolle auf Freddys Sound aus. Im Allgemeinen ist es eine intuitive Zusammenarbeit. Wenn die Pötte kochen, musst du etwas zum Geschmack beisteuern, und nicht den anderen sagen, was sie zu tun haben. 

Warum ist Based on a true story in Wellington aufgenommen, aber in San Francisco gemixt worden?

Das Album wurde in unserem Studio in Wellington aufgenommen, mit den Sounds und verschiedenen Gästen aus der Nachbarschaft. Wir hatten aber vor, ein „fat-sounding piece of vinyl“ zu machen. Um das zu erreichen, haben wir auf die enorme Erfahrung des legendären George Horn von den Fantasy Studios San Francisco zurück gegriffen, „to cut the master“.

Ich habe Kommentare deutscher Hörer zu Based on a true story gesammelt: Lässig, entspannt, nachdenklich, groovy, melancholisch, warm und lebendig. Stimmst du überein?

Ja, das sind großartige Kommentare.

Lass uns über eure Zukunftspläne reden. Genügt es euch, No. 1 in Neuseeland zu bleiben oder ist es euer Ziel, den globalen Musikmarkt zu „erobern“?

Wir haben mehr erreicht als wir uns jemals vorgenommen haben. In Neuseeland zu leben und zu arbeiten ist unsere oberste Priorität. Es wäre verrückt, zu glauben, wir könnten den globalen Musikmarkt „erobern“, doch mögen wir es sehr, durch Europa und Großbritannien zu touren, vor allem auf Festivals im Sommer zu spielen. Wir hoffen natürlich, unsere Musik auch weiterhin jenseits der Grenzen unseres Landes zu verbreiten und eine internationale Zuhörerschaft zu erreichen.

Ich las, dass ihr sehr lange an eurem ersten Album gearbeitet habt. Wann können wir ein neues Album erwarten?

Im Moment arbeiten wir an neuem Material. Wenn wir es demnächst schaffen, alle zusammen ins Studio zu gehen, können wir eine neues Album im nächsten Jahr rausbringen.

Werden wir euch 2006 in Deutschland wiedersehen?

Ja, wir sehen zu, Mitte Juni nach Europa und GB zu kommen. Konkrete Daten gibt es noch nicht, sorry!

Die dicken Freds im Netz

Auf der Webseite des deutschen Vertriebs Sonar Kollektiv gibt es zwei interessante Jazzanova-Remixes des Fat Freddy's Drop Stücks Flashback zum Download für 2,67 Euro.

Abbildung/Foto: Pressefreigabe

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