FZW AUF DER KIPPE - aktualisiert

Quo vadis?Aktualisierung vom 16.05.2007: Offenbar haben sich jetzt wieder alle lieb. Die Presse berichtet von einem reinigenden Gespräch. Stadt, Arbeiterwohlfahrt (AWO) und der Verein für unabhängige Kulturarbeit (VUK) werden ihre Zusammenarbeit auch im neuen FZW fortsetzen. Die Stadt wird den Club auch weiterhin mit 292.000 EUR jährlich unterstützen. Die Räumlichkeiten werden jedoch auch an private Veranstalter vermietet.

Steht das FZW auf der Kippe? Der von der AWO getragene Verein für unabhängige Kultur (VUK e.V.) als Betreiber des bisherigen FZW sieht sich neuerdings in der Defensive und ist als Betreiber nicht mehr erwünscht. Hintergrund: Der Oberbürgermeister und die Dezernenten der Stadt Dortmund wollen nach Angaben des VUK den Betrieb einer neuen Veranstaltungshalle an der Ritterstraße ausschreiben. Ist es denkbar, dass ein qualitativ engagiertes Konzertprogramm, das im Unruhrgebiet seinesgleichen sucht, kommerziellen Interessen geopfert wird?

Beim VUK sind die Beteiligten richtig sauer - auch über die Art der Vollstreckung. Jugenddezernentin Waltraud Bonekamp hatte per Telefon mitgeteilt, dass die AWO als Betreiberin nicht mehr erwünscht sei. Bei einem Treffen in den Räumen der AWO, auf dem zusammen mit Jugendpolitikern aller Parteien, dem Jugendamt und den Trägern eines neuen FZW dessen Zukunft geplant werden sollte, musste AWO-Geschäftsführer Andreas Gora die schlechte Nachricht weitergeben: Der Oberbürgermeister und die Dezernenten der Stadt Dortmund wollen den Betrieb einer neuen Veranstaltungshalle an der Ritterstraße kommerzialisieren. Da der Wohlfahrtsverband AWO sich an einer solchen Ausschreibung nicht beteiligen wird, ist er aus dem Rennen.

Aus Sicht des VUK geben die Stadtoberen damit dem Druck einiger Dortmunder Gastronomen nach, die die Konkurrenz fürchten, selbst aber seit Jahren keinen Beitrag mehr zur Förderung von Jugendkultur leisteten. Der OB und die Dezernenten setzen sich laut VUK außerdem über alle getroffenen Vereinbarungen und den Ratsbeschluss vom 30.08. 2006 hinweg. Seltsam auch: Noch in der letzten Woche wurde die Music Mall für Dortmund groß in der Presse verkündet - als Hort neuer kreativer Industrien. Gleichzeitig wird das FZW als ein Nukleus der Popkultur im Ruhrgebiet zur Schlachtbank geführt. Offenbar gilt Popkultur nur dann als kreativ, wenn sie der Wirtschaftsförderung dient. Eine fatale Fehleinschätzung - wie zahlreiche Erkenntnisse aus kreativen Milieus und Quartieren in Europas Metropolen belegen. Berlin z.B. entwickelt sich derzeit auch deshalb zur Boheme-Metropole, weil die Mieten so unglaublich günstig sind und auch den noch mittellosen Kreativen einen selbstbestimmten Lebenswandel ermöglichen. Kommerz steht niemals am Anfang einer erfolgreichen kulturellen Wertschöpfung, sondern Authentizität. Eigentlich keine neue Erkenntnis.

Der VUK e.V. führt in der Kooperation mit dem Jugendamt seit 18 Jahren Veranstaltungen im FZW durch. Dazu gehören nicht nur hunderte, teils legendäre Konzerte mit großen und kleinen Bands aus aller Welt und der Region, sondern auch Parties, Lesungen und Band-Workshops. Auch die Festivals Juicy Beats und Westend-Sommer sind in Regie des VUK entwickelt worden.

Im Rahmen dieser Kooperation hat der VUK e.V. bisher ganz bewusst im Hintergrund gewirkt. Wichtig war immer das gemeinsame Projekt (und Label) FZW. Auch an der Konzeption eines neuen FZW hat der VUK mit Ideen und manpower mitgewirkt, ohne dabei in den Vordergrund zu treten. Diese zum größten Teil ehrenamtlich erbrachten Investitionen scheinen nun in den Sand gesetzt zu sein.

Da der VUK e.V. sich aufgrund seines Selbstverständnisses nicht an einer kommerziellen Veranstaltungshalle beteiligen will und dies aufgrund seines Status als gemeinnütziger Verein auch nicht kann, ist zu befürchten, dass mit dem Abriss des Gebäudes am Neuen Graben 167 die kulturelle Jugendarbeit und Popkultur in Dortmund ihr wichtigstes Standbein verliert. Sollte dies tatsächlich in der befürchteten Art und Weise geschehen, wäre dies in der Tat ein skandalöser Vorgang, der zudem jegliches Gespür für authentisches, zeitgemäßes Kulturmanagement vermissen lässt.

Der VUK hat sich bereit erklärt, mit dem Jugendamt, der AWO und anderen, die sich für nichtkommerzielle Jugendkulturarbeit einsetzen, ein Konzept für ein neues FZW zu entwickeln. Zumal es noch keinen neuen Ratsbeschluss zum FZW gibt. Laut WAZ vom 09.05.2007 soll es zwar in der nächsten Woche ein nochmaliges Treffen zwischen Kulturdezernent Jörg Stüdemann, Jugenddezernentin Waltraud Bonekamp und Andreas Gora von der AWO geben, um über die zukünftige Jugendkulturarbeit zu sprechen, doch das Ende des Musik-Veranstaltungsbetriebes scheint nicht zur Debatte zu stehen.

Es ist Zeit, den Widerstand vorzubereiten. Unruhr steht zur Verfügung.

www.fzw.de