Horror im Planetarium

ImageLesungen sind beliebt und bestimmt nicht die schlechteste Freizeitgestaltung in dieser hektischen Zeit, in der es von unkontrollierten Geplapper und aufgezwungener Privatlebenteilnahme ja keine Flucht zu geben scheint. Dann doch lieber geplant und mit Absicht anderen zuhören. Die Veranstaltung war in dieser Hinsicht ein echtes Kleinod und das auch noch an Halloween, einer schlimmen Spielart amerikanischer Expansionspolitik.

Aber da ich davon ausgehe und voller Hoffnung bin, dass diese Lesungsreihe auch ohne das folkloristische Tamtam funktionieren wird, werde ich es ab hier ignorieren. 
Dann bleibt immer noch eine nette Idee, mit Herzblut gestaltet und enthusiastisch umgesetzt. Die Idee besteht nicht mehr und nicht weniger darin, gestandene Literatur aus dem unheimlichen Sektor an einem passend ungewöhnlichen Ort von einem Schauspieler, der das kann, vorlesen zu lassen. So gut und soweit auch nicht umwerfend, aber ich muss sagen, der Abend hat uns wirklich gut unterhalten. Die Komponenten passen tatsächlich hervorragend zusammen. Es gab als Auftakt der Lesereihe Literatur der Nacht  zwei Geschichten von Edgar Allen Poe zu hören (Die Grube und das Pendel, Das verräterische Herz) und die Technik des Bochumer Planetariums sorgte für eine nicht zu überfrachtete Atmosphäre, in der man sich ganz der Lesekunst des Felix Vörtler hingeben konnte. Wie bereits angedeutet, Knalleffekte blieben weitestgehend aus und waren auch nicht nötig. Der Ort und seine Atmosphäre selbst, schafften es die Geschichten in ihrer Wirkung noch zu verstärken. Mir hätte es schon gereicht, wenn das Publikum sich ruhig verhält, Telefongeklingel ausbleibt und hinterher die Bahn pünktlich ist. Aber ich wurde angenehm überrascht. Und ich muss sagen, allein die Sitze machen eine Entspannung möglich, die ansonsten wohl nur im Entmüdungsbecken des VFL, der in spuckweite beheimatet ist, denkbar wäre. Als echter Hör-Literatur-Anfänger konnte ich mich ganz und gar auf das Gelesene einlassen. Ich frage mich nun allerdings, ob es mir jemals noch Vergnügen bereiten kann, den Autor auf der heimeligen Couch zu lesen. Das wird schwierig, so ganz ohne Sternenkuppel.
Abgerundet wurde der Abend durch die Möglichkeit ein Glas Wein oder ein Bier zu trinken. Der Initiator Frank Brinkmann strahlte an der Theke übrigens überaus sympathisch und zu Recht stolz vor sich hin. Dabei konnte er uns auch noch mitteilen, dass das feilgebotene Bier eine echte Besonderheit aus Baltimore-Washington, der Wirkungsstätte Edgar Allan Poes, ist, die er extra für diesen Abend organisiert hatte. Wie gesagt, hier war Herzblut bei der Sache. In der Hoffnung, beim nächsten Leseabend noch eine Geschichte mehr präsentiert zu bekommen, haben wir uns jedenfalls schon mal Karten für die komplette Veranstaltungsreihe reserviert.

Termine:
28. November 2008, Bram Stoker, Das Haus des Scharfrichters, gelesen von Helmut Krauss
30. Januar 2009, H.P. Lovecraft, Die Ratten im Gemäuer, gelesen von Lutz Riedel
27. Februar 2009, Stephen King, Omi, gelesen von Lutz Riedel