Der 14. Internationale Comic-Salon befasst sich vom 3. bis 6. Juni 2010 unter anderem mit der Geschichte und der Gegenwart der Zeitungs-Strips, stellt die aufregendsten neuen Graphic Novels deutschsprachiger Künstlerinnen und Künstler und klassische sowie innovative Comics aus dem franko-belgischen Raum vor, feiert den 60. Geburtstag von „Mecki“ und den „Peanuts“, thematisiert Perspektiven der Digitalisierung von Comics und präsentiert eine ganze Reihe von Hochschul-Projekten, unter anderem mit Gästen der Seika University aus Kyoto. Das passt so recht in die Aufbruchstimmung. Der Gratis-Comic-Tag am 08. Mai hat davon ebenfalls Zeugnis abgelegt.
Und während die Zeitungen den Comic-Strip wiederentdecken, Graphic Novels in den Feuilletons und im Buchhandel immer stärkere Beachtung finden, der „Nouvelle Bande Dessinée“ für ein Revival des franko-belgischen Comics sorgt und der japanische Manga längst im deutschen Markt etabliert ist, erleben zunehmend auch die Klassiker eine Renaissance. Neben der Handvoll größerer deutscher Comic-Verlage hat sich infolgedessen in den letzten Jahren eine ganze Reihe von jungen Verlagen etabliert, die für viel frischen Wind in der deutschsprachigen Szene sorgen. Der Internationale Comic-Salon Erlangen – die wichtigste Veranstaltung für grafische Literatur im deutschsprachigen Raum – spiegelt die ganze Vielfalt der Kunstform wider, ist Seismograf und Motor der Branche zugleich und hat einen nicht unerheblichen Anteil daran, dass das Massenmedium Comic heute auch in Deutschland als Kunstform anerkannt ist.
Im Zentrum des Internationalen Comic-Salons Erlangen steht natürlich wieder die Messe im Kongresszentrum Heinrich-Lades-Halle. Rund 130 Aussteller – deutsche und internationale Verlage, Agenturen, der Comic-Handel und Comic-Klassen der Hochschulen – präsentieren ihr Programm, zahlreiche Neuerscheinungen werden erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt, über 300 Künstler aus aller Welt haben ihr Kommen angekündigt.
Auch unter den Ausstellungen finden sich wieder einige Highlights: „Das Jahrhundert der Comics – Die Zeitungs-Strip-Jahre“ dokumentiert die aufregenden Pionierjahre des Zeitungs-Comics. Eine weitere Schau trägt der Wiedergeburt des deutschen Zeitungs-Strips in den letzten Jahren Rechnung.
Die zentrale Ausstellung im Großen Saal der Heinrich-Lades-Halle ist in diesem Jahrjedoch einem der spannendsten deutschen Graphic Novel-Projekte der letzten Jahre gewidmet. Titel: "Geister und Mörder: Neue Graphic Novels aus Deutschland". Der Autor Peer Meter hat sechs Comic-Szenarios geschrieben, die von sechs deutschen Künstlerinnen und Künstlern zeichnerisch umgesetzt wurden: Barbara Yelin, Isabel Kreitz, David von Bassewitz, Gerda Raidt, Nicola Maier-Reimer und Julia Briemle. Drei Geschichten nähern sich auf ganz unterschiedliche Weise drei deutschen Serienmördern. In „Gift“ (Reprodukt, März 2010) begibt sich der Leser in die Zeit des Biedermeier und begegnet der Bremer Giftmörderin Gesche Gottfried. „Haarmann“ (Carlsen Comics, Herbst 2010) erzählt die letzten Monate des wohl bekanntesten deutschen Serienmörders, der von 1918 bis 1924 in Hannover mindestens 24 junge Männer ermordete. In „Vasmers Bruder“ geht es um den wohl schockierendsten Serienmörder der deutschen Kriminalgeschichte, Karl Denke (1880–1924) aus dem schlesischen, nahe Breslau gelegenen Münsterberg. Nicht viel weniger düster sind die weiteren präsentierten Graphic Novels „Böse Geister“ (Raidt), „Ein chinesischer Affenhund“ (Maier-Reimer) und „Eine kleine Nachtmusik“ (Briemle). Ein Autor, sechs Zeichner – das sind auch sechs verschiedene Geschichten über die in Deutschland immer noch ungewöhnliche Zusammenarbeit zwischen Zeichner und Szenarist.
Vier Einzelausstellungen präsentieren die herausragenden deutschsprachigen Künstler Jens Harder, Nicolas Mahler und Oliver Grajewski sowie den Franzosen Pascal Rabaté. Die Neubelebung der klassischen Comic-Themen zeigen die Ausstellungen mit franko-belgischen Western-Klassikern, der Kinder-Serie „Yakari“ und der Zeichner-Legende Milo Manara. Die langlebigste deutsche Comic-Serie wird in einer Ausstellung des Wilhelm-Busch-Museums Hannover gewürdigt: „Mecki – 60 Jahre Comic-Abenteuer“. Auch die Peanuts feiern in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag, in Erlangen mit der Ausstellung „Happy Birthday, Charlie Brown!“. „Und das Wort ist Bild geworden“ beschäftigt sich mit religiösen Themen in der Comic-Geschichte und Gegenwart. Zahlreiche weitere Ausstellungen von der „Duckomenta“ bis zu Hochschul-Präsentationen gilt es zu entdecken.
Der von Bulls Press, Frankfurt a. M., gestiftete Max und Moritz-Preis ist die wichtigste Auszeichnung für grafische Literatur im deutschsprachigen Raum. Die Max und Moritz-Gala (Freitag, 4. Juni 2010, 21:00 Uhr) im Erlanger Markgrafentheater – Moderation: Denis Scheck und Hella von Sinnen – gilt als Höhepunkt des Salons. Das Rahmenprogramm umfasst darüber hinaus Comic-Verfilmungen und Animationsfilme, Vorträge, Diskussionen und Gespräche mit Zeichnern, Autoren, Journalisten und Verlegern, Comic-Lesungen, Zeichenwettbewerbe, Workshops, Cosplays und am Familien-Sonntag (6. Juni 2010) zahlreiche Aktionen für Kinder, Jugendliche und Familien bei reduzierten Eintrittspreisen.
14. INTERNATIONALER COMIC-SALON ERLANGEN
3. BIS 6. JUNI 2010
Bild:
Isabel Kreitz: Haarmann - Ausstellung: Geister und Mörder - Neue Graphic Novels aus Deutschland
Isabel Kreitz: Haarmann (Carlsen), S. 1
Copyright: Isabel Kreitz - Carlsen Verlags GmbH