20110530


Geschichten aus der Todeszelle 

 

Wegen dem sitze ich also um halb sechs am Fenster im Stuhl.
Parkgezwitscher. Hinter dieser Mauer ist DRAUSSEN. Draußen. Das ewige Leben. Die Stadt. Keine schöne, von wegen, ich bin kein Ästhet, ich brauche keinen Altstadtfirlefanz. Auch keine Architektenhäuser. Ein paar Junkies, Nutten, fürs Ambiente, ansonsten das, was man sich so vorstellt, Dicke, verlebte Raucherfalten, Gespräche über Blutzucker und Solarien, und was der Hubert macht. Total überrösteter Milchkaffee beim Bäcker, und nichts, das zueinanderpasst.
Und mittendrin das brennende Haus. Diese Schreie. Wegen denen ich hier bin. Diese Liebesgeschichte.
Ich stelle mir vor, der Friedrich lernt sie jetzt kennen. Woauchimmer das sein soll.
Keine Musik in der Nacht. Ich hatte das Fenster zu. Keine Musik, deswegen mache ich es jetzt jeden Abend zu. Von wegen Fieber. Der Friedrich und der Gnom musizieren nicht mehr. Frauundkinder kommt auch nicht mehr. Minus ein Kind. Minus ein Mann. Hat jetzt noch die Tochter und ihre Chemo.

Wohin will ich eigentlich?
In besagten Schacht, der nach NORDEN führt?

>>> Kommentar der Persönlichen Putzfrau (PP1): das Ziel ist der Punkt. An dem man ohne sich überfressen zu haben in die Ferne guckt und eine Zigarette raucht. So ein Om-Punkt. Mehr geht nicht, Klappe zu, Affe tot.

>>> PP2: Den Schreibtisch sauber halten. Darum geht's. SYSTEMATISCH ABARA BEITEN. Deinen Job machen. Und den Selbstverwirklichern den Finger zeigen.

>>> PP1: Den Schmerz ertragen.

>>> PP2: Wer weiß schon, was Schmerz ist.

>>> PP1: Die Angst aushalten. Mit Angst haushalten.


Die PP ist die Persönliche Prosterin.
Ich trinke morgens um halb sieben eine Flasche Bier.