Gerne bezeichnet sich der VfL Bochum als Traditionsverein. Kurioserweise hört man das ebenso häufig von Außenstehenden. Wie definiert sich der Traditionsverein? Sicher nicht über Pokale und Trophäen, denn sonst käme niemand auf die Idee, den VfL derart zu attribuieren.
In Bochum nimmt man die Auszeichnung zum Traditionsverein gerne an, selbst wenn vergangene Erfolge fehlen, um dies zu rechtfertigen und das 1848 im Vereinsnamen nur mühevoll kaschiert, dass die Fußballabteilung erst seit 1938 unter zweifelhafter Mitwirkung der damaligen Machthaber entstand.
Sei es den Bochumern gegönnt, sich den Traditionsverein zu ergaunern und die damit verbundenen, positiven Konnotationen für höhere Sympathiewerte zu nutzen. Denn mehr bleibt den VfL-Anhängern nicht. Die Fußballmannschaft des VfL malträtiert ihre Fans seit Jahrzehnten und absurde Niederlagen zählen zu den Highlights der Vereinsgeschichte.
Genauso sah es auch in der letzten Woche aus. Nach unfassbar schlechten 45 Minuten lag man gegen Dynamo Dresden 0:2 zurück und mit der seit Jahren gereiften Bochumer Schicksalsergebenheit, diesem „Dat wird sowieso nix“ war allen Stadionbesuchern klar, der VfL manövriert sich mal wieder zielsicher in den Abstiegsstrudel. Als wäre der Treppenaufgang ins Ruhrstadion Dantes Höllentor: „Die ihr eintretet, lasst alle Hoffnung fahren!“
Und dementsprechend verlief in der Halbzeitpause die Geburtstagsüberraschung für ein sehr, sehr langjähriges Mitglied in Block B. Die Stadionwurst, respektive der Stadionsprecher Michael Wurst, wollte in emotionalisierter Hibbeligkeit vom geehrten Mitglied wissen, ob „unsere Jungs das Ding in der zweiten Halbzeit noch drehen“. Kurze Pause, erwartungsvolle Stille und dann: „Ganz ehrlich….neee“.
Ist es auf den Tribünen in Dortmund oder Schalke, in Köln oder Gladbach denkbar, dass ein Mann mit mehr als 50 Mitgliedsjahren diese Antwort gibt? Nein! Dieser gesunde Pessimismus und spröde Selbstzweifel sind eindeutig Bochumer Kulturgut. Der VfL kann mit nichts protzen, aber dafür…für diese furztrockene Illusionslosigkeit muss man den Verein lieben!
Und dieser Verein schickt sich nun an, seine Fußballabteilung im Sinne der modernen Profifußballentwicklung auszugliedern. Ein Investor muss her, um auch weiterhin an die Misserfolge anknüpfen zu können. Für Finanzvorstand Wilken Engelbracht ist die Ausgliederung alternativlos, soll der VfL zukünftig nicht vollständig von der Bildfläche des deutschen Fußballs verschwinden. Doch echte VfL-Fans wissen: Dat wird sowieso nix.
Welcher Investor wird also Millionen in diesem Teich des Trübsinns versenken? Wer verspricht sich Rendite bei der Investition in Defätismus? Das sind Fragen, die geklärt werden müssen, genau wie die künftige Gesellschaftsform. Für den VfL kommt allerdings nur die KGaF in Frage: Die Kapitalgesellschaft auf Fatalismus.
Wer sich über Alternativen zur GmbH & Co. KGaF informieren möchte, ist bei www.echtVfL.de richtig.