Prüft man die Vita von Peter Neururer, dann fällt auf, dass es in 30 Jahren nur zwei Vereine im Weltfußball gab, die dem Dampfplauderer als Trainer längerfristig die Stange hielten. Der VfL Bochum 2001 und der VfL Bochum 2013. Der VfL Bochum 1848 dagegen hat heute endgültig beschlossen, seine Historie als konkurrenzfähiger, ernstzunehmender Profifußballverein zu beenden.
Dabei scheint der Fußballsachverstand in den entscheidenden Gremien des VfL nicht gänzlich absent zu sein. Offensichtlich trifft dies nur auf den Vorsitzenden des Aufsichtsrats in Gänze zu. Aber gerade Hans-Peter Villis gilt als treuer Anhänger des Bochumer Trainers mit dem Zusatz Kult. Doch der Führungsspitze gehören ebenso Martin Kree im Aufsichtsrat und letztlich auch Manager Christian Hochstätter an.
Man mag kaum glauben, dass diese beiden Ex-Profis tatsächlich glauben, dass Peter Neururer die Mannschaft des Reviervereins weiter entwickeln kann. Dass er überhaupt irgendeine Mannschaft kompetent betreuen kann. Die eben gerade abgeschlossene Saison zeigte, welche unglaublichen Fähigkeiten Peter Neururer besitzt, um aus durchschnittlichen bis recht guten Zweitligaprofis eine Trümmertruppe zu formen, die von fast jeder Auseinandersetzung mit Ligakonkurrenten hoffnungslos überfordert ist.
Betrachtet man die 34 Partien der letzten Serie, muss man es einfach für einen Scherz halten, die Entscheidung zu fällen, mit dem wahrscheinlich schlechtesten Zweitligatrainer in die kommende Saison zu starten. Man kann es nicht ernsthaft vertreten, dem überzeugten Schnäuzer demnächst die Führung einer Fußballmannschaft zu übertragen, die aus wirtschaftlichen Gründen personell schwächer besetzt sein wird, als die Truppe, die just haarscharf am Abstieg vorbeischrammte.
Hat Herrn Villis niemand klargemacht, dass man potenziellen Kunden ein Angebot machen muss, damit sie sich beispielsweise für den Kauf einer Dauerkarte der Saison 2014/15 entscheiden? Was weist der VfL vor? Die sagenhafte Bilanz von fünf Heimsiegen in der ganzen Saison? Die Renteneintritte von Profis wie Maltritz und Freier, die zumindest versuchten, der Mannschaft zeitweise Halt zu geben? So ist zu erwarten, dass der Dauerkartenabsatz des VfL für die nächste Saison in Bereichen liegen wird, die beim Viertligisten Rot-Weiß Essen dazu führen würde, die Mannschaft besser vom Spielbetrieb abzumelden.
Meint Herr Villis allen Ernstes, dass es möglich ist, hoffnungsvolle Talente davon zu überzeugen, ihre ersten Schritte im Profibereich beim VfL zu machen, wenn man einen Übungsleiter beschäftigt, der den Jungs das Fußballspielen eher abgewöhnt? Nein, man kann an der Castroper Straße nicht wirklich der Überzeugung sein, vernünftige Neuverpflichtungen einzustielen mit einer Trainerattrappe an der Seitenlinie. Wer soll darauf reinfallen?
Vielleicht ist der VfL Bochum gar kein Fußballverein, sondern ein Feldversuch. Ein von der DFL finanziertes Projekt, das in Echtzeit die Auswirkungen katastrophaler Fehlentscheidungen überforderten Führungspersonals simulieren soll. Der VfL ist ein lebensechtes Managerspiel für Dilettanten!
Der VfL Bochum 2014 ist womöglich nur ein böser Traum, aus dem man irgendwann erwachen wird. Spätestens in der nächsten Winterpause, wenn Peter Neururer wieder viel Zeit zum Golfen hat.