Nach einer etwas längeren aber sehr kreativen Schaffenspause – das neue Album ist im Kasten und wird im September erscheinen – waren 4Lyn wieder da, wo sie wirklich hingehören: auf der Bühne. Allen bösen Zungen zum Trotz hieß es nun wieder einmal: „Your favourite black sheep is resurrected…“. Mit älteren Klassikern und brandneuen Songs spielten die Hamburger nach vier Jahren zum zweiten Mal in der osnabrücker Maiwoche auf und verwandelten das Publikum in einen wahren Hexenkessel.
An der diesjährig überdachten Mai Dome-Bühne war’s schon ordentlich voll gedrängt, als wir um ca. 20.30 dort einliefen. Zu der Zeit rockten noch Black/Rosie, eine AC/DC Cover-Band ausschließlich bestehend aus Rockladies, die bereits für angeheizte Atmosphäre sorgten und das zum Teil noch etwas ältere Publikum auch noch ein wenig über die Zeit hinaus erfreuen durften.
So kamen die Compadres von 4Lyn, angekündigt für 21.00 Uhr, mit ein wenig Verspätung auf die Bühne und in der Zwischenzeit hatte eine Verjüngung des Publikums statt gefunden, was auch zu erwarten gewesen war. Sänger Ron beschritt zunächst ganz seriös und gentlemanlike mit Frack bekleidet die Bühne, schuf aber recht schnell den absoluten von den Fans geliebten Kontrast dazu und ging einfach nur ab – wie immer stimmlich gewaltig, mit vollem kompromisslosen Einsatz.
Eingespielt sind auch die Fans und konnten lautstark die Songs unterstützen, insbesondere natürlich den Fan-Song „One Love“ und die Klassiker „Lyn“, dessen Refrain Ron in mehrere Richtungen mit der rhetorischen Frage „Are you nasty?“ einleitete, sowie den „Whoo-Song“, der zum Schluss hin als einer der absoluten Höhepunkte gespielt wurde. Auch wenn die Idee zur „Wall of death“ keine eigene Idee der Band war – sie gehört zu 4Lyn wie ihr Name selbst, und auch diesen Showteil absolvierten die Fans im Moshpit mit Begeisterung und ohne Verletzte, was sich Ron nach der Tanz-Schlacht á la Braveheart ausdrücklich versichern ließ. Die Fans wurden von der Band zwischendurch mit Wasser versorgt, als die Temperaturen auf Saunaniveau stiegen. Nette Geste an die Kämpfer in den ersten Reihen! Aber doch etwas erstaunt wenn nicht ernsthaft gerührt war die Band, als sie mit der allerneuesten Ballade „Nostalgia“, die bis jetzt nur im Internet als Video veröffentlicht wurde, loslegten und die Menge bereits mitsang, als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt.
Unterstützt wurde diese Supershow durch hauptsächlich lila-pink-blaue Lichteffekte und ein paar sonnig-warme Töne, die aber insgesamt gut passten. Ein paar starke Scheinwerfer hinten auf der Bühne blendeten ein wenig, aber insgesamt stand die Band im rechten Licht. Bei einigen Liedern wurden gute Akzente gesetzt, besonders wenn Ron die Menge anfeuerte wie bei „Bugs in head“ und zum Mitsingen animierte: „Sing for me!“
Es ist faszinierend zu erleben, dass zahlreiche Songs gar nicht mehr angekündigt werden müssen, sondern das eine Anspielung oder ein paar wenige Töne reichen und die Masse tobt…, so z.B. bei dem Cover „Blitzkrieg Bop“ oder dem von eingefleischten Fans geliebten kraftvollen Love-Song „Incomplete“. Ich bleibe dabei: diese Band ist sicherlich eine der besten Live-Bands im Bereich „Kick-Ass-Rock“ oder wie immer man diese anspruchsvolle Kombination aus Metal, Rock ‚n’ Roll, Rap, Screamo, Balladen, Sing along, u. a., präsentiert mit einer ordentlichen Portion Selbstironie, auch nennen mag – eben 4Lyn !
Rating
Music 10
Performance 10
Sound 10
Light 9
Total 10
Interview mit 4LYN, Februar 2006
www.myspace.com/4lyn; www.4lyn.com
-Lady Reason-