Behauptet jemand, der Punk sei tot? Nicht ernsthaft, solang die Duisburger bei Wolverine Records fleißig arbeiten. Das international anerkannte Label für Punk'n'Roll gibt nicht klein bei und so kommt übermorgen eine Neuaflage der Compilation-Reihe "Punk Chartbusters" auf den Markt.
Zwischen 1995 und 2010 veröffentlichte Wolverine diese Serie, die auf 6 Ausgaben Coverversionen von Pop- und Rocksongs versammelte, denen sich bekannte und unbekannte Punkbands widmeten. Nun kommt es unter dem programmatischen Tittel "Resurrection" zur Neuauflage.
Erneut verpassen die Punker bekannten Songs ordentlich Speed. Dieses Mal dabei sind beispielsweise Bowies "Hey little girl", Laura Branigans "Self control", "New year's day" von U2 oder das unter der schmerzhaften Okkupation des DFB leidende "Major Tom".
Der Sampler wird auf farbigem und schwarzem Vinyl veröffentlicht und als CD. Keine digitale Version. Old school rules!
Tanzt den Pogo!
Aus mittelgroßen Städten
Extrabreit aus Hagen, Geier Sturzflug aus Bochum, Zoff aus Iserlohn, Trio aus Großenkneten. Es ist lang her, dass gute Bands nicht nur aus Berlin stammten. Jetzt ist es wieder soweit: monomonaco aus Kassel. Deshalb gehört selbstverständlich ein Song wie "Provinz" auf das Debütalbum vor. "Yeah yeah" erscheint am 11. April bei La Pochette Surprise.
Zwölfmal zweidreissig. Keine 30 MInuten Gesamtlaufzeit. Es ist ein kompromissloses Werk. Es ist Präpunk und es ist Postpunk. Es ist NDW und new wave. Und hat ein wenig von den oben genannten Bands genau wie von DAF oder Fischer-Z. "Ich fahr PKW in der BRD", anstatt der Tour in der braunen Dreckschleuder von Tesla durch Großdeutschland.
Das sind 'ne Menge alter Reste, die monomonaco aber gekonnt in die Gegenwart hinüber gerettet hat. Nur mit Hilfe von zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug. So geht energetisch vollwertige Musik ohne Atempause. Wofür also Berlin?
Schön allein
An dieser Stelle haben wir bereits häufiger für Modular geworben und die junge Hamburgerin immer irgendwie in die Nähe der alten Neuen Deutschen Welle gerückt. Mit ihrer neuen Single "Lonely Hearts Club" lässt sich das nicht mehr halten. Dennoch: Die Frau jubelt uns fast unbemerkt immer etwas Retroromantik unter mit ihrem zeitgemäßen Indie-Pop. "Lonely Hearts Club" kommt beispielsweise mit einem fast altmodisch klingenden Schlagzeug daher, begleitet von einem unaufgeregten Basslauf einer großartig traurigen Gitarre à la Cure. Und das Intro ist eine Hommage an die originale Lonely Hearts Club Band aus Liverpool.
Das ist perfekt komponiert und bildet den Auftakt für das Debütalbum von Modular. Heißt ebenfalls "Lonely Hearts Club" und erscint im Mai beim renommierten Label Motor Music.
Tanzbarer Nonkonformismus
Saya Gray veröffentlicht ihr erstes Album, das ganz simpel nach ihr selbst benannt ist: "Saya". Es wurde höchste Zeit, denn die Kanadierin hat sich seit mehreren Jahren in der Musikwelt bemerkbar gemacht. Bisher jedoch lediglich mit 3 EPs.
"Saya" breitet nun endlich auf Albumlänge die gesamte Schaffenskraft von Frau Gray aus und weist auf das unbegrenzte Potential der Musik als Kunstform hin. 10 Stücke entspannter Eskapismus, bei dem Akustikgitarre und steel guitar selbstbewusst neben satten bass lines stehen. Hier trifft Cowboyhut-Folk auf Rock-Attitüde und Songwriter-Feeling. Es sei euch überlassen, ob ihr das für Indie-Rock, Modern Folk oder R&B haltet.
Zweifellos ist es Musik, die vor Kompromissen flieht, denen sich andere Artists für schnellen Erfolgs verpflichtet fühlen. Deshalb freut sich die Frau aus Toronto wirklich, das ihr Output viele begeistert: "Die Menschen, die zu meinen Shows kommen, sind ein Mix aus allem, was ich bin. Durchgeknallte Manga-Kids, alte Jazzheads, ganzkörpertätowierte Nonkormisten ohne Geschlechtergrenzen."
"Saya" wird morgen bei Dirty Hits veröffentlicht.
Blaue Stunde
Kelela hat mit sehr spannendem R&B angefangen, hat im Lauf der Jahre ihren Stil angepasst und ist inzwischen eine größere Nummer der amerikanischen R&B-Szene. Deshalb ist ihr nun die Ehre zuteil geworden, im sehr renommierten Blue Note Club in New York City aufzutreten.
Dort hat sie einen sehr beachtlichen Set abgeliefert, der viele Neubearbeitungen ihrer Songs in abgespeckten Versionen beinhaltet. Nur mit Schlagzeug, Bass, ein paar Keyboards, einer Harfe und background vocals bekommen die Tracks einen sehr intimen Touch, der von persönlichen, emotionalen Worten Kelelas begleitet wird.
Die Essenz des Auftritts in NY wird morgen veröffentlicht als Live-Album "In the blue light" bei Warp Records. Das Album umfasst 10 neue Versionen bekannter Kelela-Tracks und zwei Cover-Versionen, die den großen Bereich zwischen R&B und Jazz mühelos abdecken.
Mal schauen, ob die Frau in ein paar Jahren in der Halbzeitpause des Super Bowls landet.
Foto: Dervon Dixon
Ode an die Freude
Valerie June kommt gerade richtig. In der Zeit, in der sich Wahnsinnige anschicken, unsere Länder zu regieren und Nazis mit ins Boot holen, tut es gut, wenn jemand "Joy joy" mal wieder in die erste Reihe stellt.
Valerie June hat mit ihrer Musik seit jeher den Anspruch, ein radikales Statement gegen Skepsis, Überwachung und Untergangsszenarien abzugeben. Das wird sich mit dem kommenden Album "Owls, Omens, and Oracles" nicht ändern. In den Songs geht's um die harten Zeiten, die wir durchleben können. Zu versagen, zu fallen, zu verlieren, niedergehalten zu werden, zum Schweigen gebracht zu werden, ausgeschlossen zu werden und dennoch an einer rein unschuldigen und kindlichen Freude festzuhalten.
Die erste Single "Joy joy" hat eine schöne Funksoulblues-Stimmung. Präsente Gitarren, ein wenig Rhodes Piano und dazu Valeries Stimme, von der schon mal behauptet wurde, sie klinge wie eine heulende Blechpfanne.
"Owls, Omens, and Oracles" erscheint am 11. April bei Concord. Reinhören und an das Gute glauben!