knochenmaschine

bild_schulterbltter2_kleinim gerüst: mein kopf hart hineingedrückt im schädelgestell. augen auf den spiegel gerichtet. mund verzerrt, zittrig. kein schmerz. nur sabbern, rotze.

geräuschlose spaltung des kopfes. sauber, sehr sauber. hälften noch dicht beieinander. trennungsproblematik; einheitsgedanke. ich sehe irgendwie miserabel aus. der spiegel notierts desinteressiert. nun rück ich etwas ab. aber der apparat gräuschlos, gelassen, legt stangen an; körpergerecht, passgenau, fest. misst vom hals bis zum steißbein, pedantisch korrekt. ein kurzer klick, der apparat wandert zurück. sekunden. neustart. jemand sagt: das wird schon. was wird schon? na, die genaue zerteilung des rückrads. und wieder gräuschlos. wieder kein schmerz. und die stimme sagt: wir haben noch nicht alles gelöst. die kleinen knochen in den spitzen. jetzt also die zarten fingerknochen. leise entkernung, ansaugen. nein, ich laufe gefahr als grundriss auf kaltem boden zu landen, platt, wirklich unromantisch. und die stimme: siehst du das frisch gefertigte plastikgerüst. es ist für dich, du wirst es neuumfleischen.

kalte füsse auf dem bahnhof 738. wieder mal die zeit vertrödelt. die anzeige zeigt 14.15 uhr. ich weiß, dass ich den zug verpasst habe. ich weiß, dass ich warten muss, wieder einmal. immer noch kalte füsse. dann die überraschung. die anzeige schiebt einen ersatzzug ein. abfahrt in 5 minuten, bahnsteig d. das ist am anderen ende des bahnhofs. ich laufe schnell. ich laufe sehr schnell. ich kann laufen. ja, es ist wirklich wahr, alles ist jetzt viel einfacher. und vor allen dingen leichter.

Text und Zeichnung: Ilka Berger