Gefallen

dsc01081_gefallen»Er ist gefallen ...«
»... er ist abgestürzt!«
»... tief gesunken ...«
»Ein Elend!«
»Das ist er ...«

Ich erwache und bin frei. Frei von Schuld.
In meiner Zelle bin ich frei.

»Wo hat man ihn gefunden?«
»Im Keller!«
»Am Fuß der Treppe ...«
»Bei den anderen ...«
»... iiiigitt!«
»Elender ...«

Ich habe meine Beine unten da gelassen. Bin nur noch Rumpf. (Zzgl. Arme und Kopf). Wie ein Pilz. Ein Albdruck-Trauma-Lähmungs-Schlaf-Pilz.
Hat mich.
Der Traum.
Wenn ich mit den Zehen wackeln will, dann ist da kein Zeh. Nur Taubes. Nicht mal die Arschbacken funktionieren.

»Der läuft uns nicht mehr davon ...«
»... der nicht.«
»... das Häufchen E...«

Ich liege in meinem Bett. In meiner, meiner Zelle. Um mich weiße Männer, weißes Licht, aber doch meine Zelle. Ich bemühe mich um Unbemerktheit. Meine Augen geschlossen, während man mir dort herummacht, wo einst die Beine entsprangen, wie ein Fluss, der mich davongetragen hat, wann immer ich wollte, bis ich die Quelle hab versiegen lassen. Während man mir also am Quellstein herummacht, während man mich dreht und wendet und es nach Urin und frischer Bettwäsche riecht, bereue ich meine Tat.

»Er ist so alt ...«
»... aber er lebt ...«
»Leben ist Schuld!«
»... Du wirst sentimental!«
(Seufzen)
Dann sind sie verschwunden.

Die Zelle ist freundlich eingerichtet. Man hat die Gitterstäbe durch weiße Wände ersetzt (nicht weiß, apricot). Die Tür sogar orange. Und ein Gardinenfenster. Ein Fenster, durch das ein Park hereinscheint. Blumenvasenblumen. Buntes Wachstischtuch. Glasrahmenbilderposter mit Landschaften Frauenkörpern, ein Sofa ein Sessel ein Tisch ein Hocker eine Kochnische eine Kaffeemaschine eine Nasszelle ein Stuhl.
Ein Stuhl.

Hohe Rückenlehne mit nach hinten gebogenen Griffen, Sitz aus Lammfell, metallene Fußplatte auf zwei kleinen Rollen, gepolsterte Armlehnen, links und rechts zwei große Fahrradräder mit Bremsen.
Mein Stuhl.


Kommentar der Putzfrau:
»Meiner!«